Acklins Bay und Crooked Island

Die Acklins Bay, umrahmt von Long Cay, Acklins Island und Crooked Island war unser Ziel. Die Bucht ist über 10 Meilen lang und über 15 Meilen breit. Dabei ist sie enorm flach. Kaum 4 m an der tiefsten Stelle. Und dann gibt es Korallenköpfe und wandernde Sandbänke. Typisch Bahamas! Man macht solche Einfahrten daher immer zwischen 10 und 16 Uhr, wenn die Sonne hoch am Himmel steht, und einer muss am Bug stehen und gucken. Um nicht zu früh anzukommen, mussten unsere Fahrt vom Hogsty Reef extra langsam machen. Da sowieso wenig Wind war und kaum Welle, zogen wir nur die vordere Genua raus und bummelten mit 3 Knoten dahin. Das war sehr gemütlich. Eva backte nachts Brot und wir bekamen alle drei genug Schlaf.
Morgens um kurz nach 10 Uhr am Samstag den 19. März fuhren wir in die Acklins Bucht ein. Wir waren konzentriert bis angespannt, fanden aber im westlichen Teil der Bucht östlich von Long Cay unsern geplanten Ankerplatz. Der Wind kam zwar mit 3 Windstärken aus Südost nicht ideal für diesen Ankerplatz, aber das Gerolle hielt sich in Grenzen. Wir hatten dort geankert, weil für Montag der Durchgang einer der für die Bahamas typischen Kalfronten angesagt war. Der Wind würde über West auf Nord drehen und auf 6 Windstärken zunehmen.

Wetterinformationen kriegten wir übrigens über unser Kurzwellenfunkgerät. Einerseits als Gribfiles auf den Laptop, andererseits hörten wir die entsprechenden Funkrunden mit professionellen Wetterberatungen. Internet war für uns in den Südost Bahmas ein Fremdwort.

Wir waren wieder mal mutterseelenallein. Am Ufer von Long Cay gab es einen kleinen Anleger und einen Sandweg über den Hügel. Nachts sah man den schwachen Lichtschein von Albert Town, der Siedlung hinter dem Hügel. Gesehen haben wir niemanden.

Erstmal aber hatten wir am Sonntag herrlichen Sonnenschein und kaum Wind. Also zogen wir im Dingi los auf Entdeckungstour. Wir hofften, Flamingos zu sehen. Von denen sollte es auf Long Cay und Crooked Island mehr geben als Einwohner. Wir fuhren zur Südspitze von Long Cay. Im Flachwasser schwammen vier Stachelrochen unter und neben uns. Wir sahen 2 Delfine und es wimmelte beim Anlanden im Flachwasser von Fischen und Krebsen. Eva musste richtig aufpassen, wo sie hintrat, als sie zum Anlanden ins Wasser sprang.

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Am Strand lagen zahllose Conch Schneckengehäuse und Korallenstücke. Aber wir hielten uns brav an den Grundsatz „Take nothing but photos, leave nothing but footprints (oder bubbles beim Schnorcheln)“.

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Wir gingen richtig auf Endeckungstour. Überflüssig zu erwähnen, dass wir mutterseelenallein waren.

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Eva zog los durch Palmen und Gestrüpp um den in der Karte eingetragenen Salzsee zu finden.

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Sie fand ihn auch, aber leider waren keine Flamingos da.

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Trotzdem waren wir ganz glücklich mit unserer Entdeckungstour.

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Zurück am Schiff sprangen Daniel und Piet noch vom Bugspriet und schwammen ums Schiff.
Am Montag drehte der Wind wie angesagt über West auf Nord und nahm Fahrt auf. Wir lagen gut an unserem Patz. Am Dienstagmorgen sollte der Wind allerdings mit gleicher Stärke auf Nordost drehen, dann würden wir die Bucht verlassen müssen. So war es auch. Am Dienstagmorgen gingen wir Anker auf. Das war spannender als gedacht, denn trotz Starkwind aus Nordost drehte Venga aufgrund der Strömung den Bug stoisch nach Nordwest. Wir mussten ziemlich tricksen um Venga in Richtung Anker zu manövrieren, ohne über ihn zu fahren, um Kette und Anker einholen zu können. Wir waren ein gutes Team, es hat am Ende alles geklappt.

Dann sind wir auf dem alten Kurs aus der Acklins Bay gefahren um dann auf die Westseite von Crooked Island zu verholen und da neu zu ankern. Nur 10 Meilen die Küste hoch. Aber vor der Bucht stand der volle Schwell, den 6 Windstärken über Nacht aufgebaut hatten. Wir kamen nur langsam voran. Eva hatte schon Sorge, dass der Schwell auch bis an den geplanten Ankerplatz fortbestehen würde und sah uns schon die nächste Nacht die Küste hoch und runtersegeln. Kurzes Stimmungstief . Aber zum Glück hatte Daniel recht und wir konnten gut geschützt gegen den Nordostwind in Lee von Crooked Island ankern. Es war dann ganz toll gemütlich. Der Wind pfiff über uns hinweg, aber Venga lag ruhig, es war warm, wir kochten gut und machten dann Familienkino mit „König der Löwen“.

Falls sich jetzt jemand fragt, warum wir nicht einfach in einen Hafen gegangen sind – wo es kein Internetcafé gibt, gibt es auch keine Marinas! Das macht aber auch den Reiz aus. Übrigens haben wir seit 3 Monaten ausschließlich geankert. Und wir möchten unseren diesen Rekord gerne noch ausbauen.
Am Mittwoch den 23. März verholten wir noch einen Ankerplatz weiter nach Norden, weil der Wind langsam auf Südost zurück zu drehen begann. Wir ankerten vor dem Landrail Point Settlement ganz Norden von Crooked Island. Häuser! 2 Menschen am Strand, aber 3 Delfine zwischen uns und dem Strand! Türkises Wasser und ab morgen soll die Front durchgegangen sein! Es ist hier in den Südost Bahamas ganz anders, als alles, wir bisher erlebt haben. Wir sind fasziniert, begeistert und haben Respekt.

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Am Donnerstag konnten wir tatsächlich schnorcheln gehen. Das Wasser war auf Crooked Island so klar, dass man sogar nachts bei Vollmond die Sandwellen auf dem Grund in 5 m Tiefe sehen konnte. Dementsprechend gute Sicht hatten wir beim Schnorcheln. Wir fanden 3 flache Korallenköpfe, auf denen überwiegend Weichkorallen wuchsen und viele Fische unterwegs waren. Crooked Island wurde letzten Sommer von einem Hurrikan der Kategorie V getroffen. Wir waren froh zu sehen, dass das Leben am Riff sich davon langsam zu erholen schien.

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Nachmittags machten wir einen langen Spaziergang.

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Wir hier sahen die Leute überall die Hurrikan-Schäden reparieren. Wir trafen Sally, eine US-Amerikanerin, die auf Crooked Island mit ihrem Mann ein Hotel und einen Hangar betrieben hatten. Beides hatte der Hurrikan zerstört, aber die beiden sind nach wie vor dabei, eine Marina im Norden der Insel zu bauen. Sally erzählte uns, dass zum Glück kein Mensch bei dem Sturm zu Schaden gekommen war. Die Leute hatten sich teils in Boote gesetzt, die sie an ihren Häusern festgemacht hatten. Auf diese Weise haben sie die Sturmflut überstanden.

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Trotz dieser erst kürzlich stattgehabten Katastrophe treffen wir überall auf freundliche Menschen. Es wird wieder aufgebaut, das Leben geht weiter. Und Crooked Island hat mit seinen freundlichen Menschen, tollen Stränden, der einsamen Natur und den umliegenden Riffen wirklich viel zu bieten.

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Am Abend segeln wir weiter Richtung Norden. Wir senden Crooked Island und seinen Menschen in Gedanken viele gute Wünsche.