Bei Nacht und Nebel

Nachdem wir am 8. Juni abends in Boulogne bis spaet in die Nacht den dortigen WLAN-Internet-Zugang ausgenutzt haben.

Daniel Logbuchschreiben

Haben wir am 9.Juni auch mal das Boot verlassen. Es war nach den diesigen Tagen endlich mal wieder blauer Himmel und richtig schoen warm. Bei 6m Tidenhub muss man schonmal richtig aus dem Hafenbecken klettern. 🙂
Tidenhafen Boulonge

Als erstes sind wir einkaufen gegangen. Wir wollten doch frische Croissants zum Fruehstueck haben! Mit vollem Bauch haben wir uns dann Boulogne angeguckt. Es gibt dort eine sehr nette kleine Altstadt, die rundum von einer Stadtmauer umgeben ist mit vielen kleinen Toerchen. Es gibt auch eine Festung mit Zugbruecke und Burggraben.

Alstadt Boulonge

Boulonge Kirche

Schaufenster Patisserie Boulonge

Strassenbild Boulonge

Unten im Burggraben haben die Tauben geflirtet, neben Seerosen und wunderschoen bewachsenen Mauern. Wir haben einfach die Sonne und das Flair genossen. Gegen mittag gab es einen Umzug aller Schulkinder. Es war wohl ein Schulfest und alle sind mit bedruckten blauen T-Shirts hinter einer Kapelle durch die Strassen gezogen. Das hat uns ein bisschen an den Rattenfaenger von Hameln erinnert… 🙂

Kinder Umzug Boulonge

Wikingerschiff in Boulonge

Am 10. Juni hatten wir vor, nach Dieppe 50 Seemeilen suedwestlich zu fahren und so langsam aber sicher zu Brit und Axel von der „Hello World“ aufzuschliessen. Die beiden lagen in Le Havre. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, den ganzen Tag motoren zu muessen, da allenfalls schwache Winde angesagt waren. Aber mit den konstanten 3 Windstaerken und fast ohne Welle hatten wir perfekte Bedingungen fuer unseren Spinnaker. Und so segelten wir, mit 9 Stunden ohne Pause unter Spinnaker, den laengsten Schlag unter Spinnaker. Ploetzlich kam ein kleiner Vogel und landetete auf unserem Verklicker der uns den Wind an Bord anzeigt. Dort fuhr er froehlich Karussel, und flog erst nach einer viertel Stunde weiter. Waehrendessen war es gar nicht einfach den Kurs zu halten. Da wir direkt vor dem Wind liefen und man den Verklicker zur Orientierung braucht, um nicht unverhofft eine Patent-Halse zu fahren(dabei schlägt der Baum ungebremst von einer Seite auf die andere).

Spi Vogel Verklicker

Wir mussten zwar von Hand steuern, da die Windsteueranlage bei so wenig Wind unseren grossen „Obelix“ nicht unter Kontrolle hatten, aber wir hatten Spass an der Geschwindigkeit. Da es so gut lief, beschlossen wir kurzerhand, die Nacht durchzusegeln bis nach Le Havre zu Brit und Axel. Die Nacht liess sich zunaechst sehr gut. Wir liefen unter einem klaren Sternenhimmel gen Suedwesten. Aber in den fruehen Morgenstunden ereilte uns das, was schon lange faellig war – so richtig dicker Nebel. Man hatte keine Ahnung, wie weit man wirklich sehen konnte und wie weit nicht. Schaetzungsweise betrug die Sicht 20 Meter. Die Nebelschwaden waberten ueber das Vorschiff und alles wurde sofort nass. Das Ganze passierte natuerlich genau bevor wir den Faehrweg zum Cup d’Antifer, einem grossen Containerhafen, kreuzen mussten. Und wir haben ja kein Radar. Da wurde es uns doch sehr mulmig. Wir haben die Situation geloest, indem wir „Port Control“ angefunkt haben und unsere Situation erklaerten. Wir bekamen die Information, dass momentan keine Schiffe unterwegs waeren und wir problemlos das Fahrwasser kreuzen koennten. Daniel hat danach gefragt, ob wir auch ueber das Verkehrsaufkommen in Richtung Le Havre noch eine Information bekommen koennten. Es hiess, grosse Schiffe seien nicht unterwegs, aber etliche Fischerboote – ohje… Uns wurde geraten, alle 15 Minuten ueber Kanal 16 eine Sicherheitsmeldung mit unserer Position und unserem Kurs rauszufunken. Kanal 16 ist der Kanal, der von allen eigentlich immer abgehoert werden soll. Ich hab ausserdem alle Minute in unser Nebelhorn getutet. Wir waren also darauf angewiesen, dass die anderen uns auf Ihren Radars sahen und auswichen. Wir bekamen einen genervten Kommentar von einem Fischer zu hoeren, aber alle anderen waren sehr freundlich. Ein Frachter, der aus Le Havre auslaufen wollte, funkte uns sogar auf deutsch an und fragte nochmal genau nach unserer Position. Als er uns spaeter bei wieder besserer Sicht passierte, machte er zum Gruss seine Hecklichter an und aus und wuenschte uns noch einen schoenen Urlaub. Aus Le Havre funkte uns auch der Wachhabende an und erkundigte sich nach uns. Er sah uns scheinbar permanent auf seinem Radar (unser aktiver Radarreflektor bewaehrte sich also), denn ploetzlich kam der Kommentar: „You stay north of that white buoy, do you?“. Suedlich dieser Tonne war eine Sandbank. Das alles hatten wir aber auf unserer Navigationssoftware, so dass das zum Glueck nicht auch noch ein Problem war. Der Nebel riss kurz vor Le Havre so ploetzlich auf, wie er sich um uns geschlossen hatte. Und wir sahen ca. 15 Fischerboote am Horizont verstreut. Puh!

Hafeneinfahrt le Havre