Volle Schraeglage

Endlich endlich haben wir Zeit und Musse, das Logbuch zu aktualisieren. Wir haben zwar jetzt Dauerurlaub, aber bisher trotzdem sehr viel um die Ohren gehabt. Jetzt muss ich ein bisschen schreiben nachholen vom 13. Mai in Kiel angefangen.
Am 12. Mai haben wir also abends in Kiel Holtenau vor der Schleuse zum Nord-Ostsee-Kanal – dem „Tor zur Vorhoelle“ – am Steg angelegt. Abgesehen von 2 Stunden Regen hatte wir einen klasse Segeltag gehabt mit 4 Windstaerken WInd von der Seite und also Maximalgeschwindigkeit ohne allzu viel Schraeglage. In Kiel hatten sich Daniels Vater Bernd mit seiner Frau Ingrid ein Hotel genommen. Die beiden waren auf dem Weg nach Faehr und konnten uns auf diese Weise nochmal treffen und verabschieden. Da wir ja schon wieder nassgeregnet angelandet waren, wurden wir im Hotel erstmal unter die Heisse Dusche gestellt und danach gab’s Kutterscholle mit Speck und Bratkartoffeln. Grossartig!!! Netterweise hatte das Hotelzimmer von den beden ein grosses Panoramafenster mit Blick auf den Nordostsee-Kanal, da haben wir doch gleich verabredet, dass wir Bescheid geben, wenn wir am naechsten Morgen am Hotel vorbeifahren.
Am 13. Mai sind wir irre frueh aufgestanden (5 Uhr), damit wir schoen frueh in den Kanal koennen um die 50 Meilen bis Brundbuettel auch am selben Tag zu schaffen. Als Sportboot muss man vor der Schleuse warten (also kleine Kreise unter Motor ziehen), bis man irgendwann in die Schleuse darf. Leider kann man sich nicht vorher anmelden. So zogen wir 1 1/2 Stunden unsere Kreise und fragten uns schon, ob wir irgendwas falsch gemacht haben, als wir schliesslich in die Schleuse durften.

Warten Holtenau Schleuse

Das war natuerlich genau in dem Moment, als ich es gewagt habe, doch Kaffee zu kochen. gerade brannte der Spiritus zum Vorheizen des Kocher… Aber das Boot ist nicht abgefackelt! Bernd und Ingrid standen am Fenster und schwenkten rote Tuecher als wir vorbeifuhren. Das war wirklich sehr nett. Wir hoffen, dass die Fotos gut geworden sind. Der Nordostsee-Kanal an sich war dann unspektakulaer. 10 Stunden unter Motor, aber netterweise in der Sonne.

NOK Grossschiffahrt

Schwebefähre Rendsburg

Um nicht zu traege zu werden, haben wir dann eine kleine Einlage eingebaut – nach 20 Meilen gin einfach der Motor aus, gerade als ein grosser Frachter uns ueberholte. Ich schlief gerade in der Vorkoje und war derart schnell an der Backskiste mit den Ersatzkanistern, dass Daniel mich garnicht erst rufen musste. Wir haben dann in Windeseile Diesel nachgefuellt und Daniel hat in Rekordzeit den Motor entlueftet. Insgesamt 2 Minuten und nicht gestrandet! Der Rest verlief friedlich. Wir haben im Cockpit den Grill betrieben und schoen gefuttert.

Grillen NOK

Schliesslich sind wir, ausnahmsweise mal trocken, in Brunsbuettel angekommen.
Am Morgen des 14. Mai wurde es dann spannend – wir fuhren ein in das „Tor zur Hoelle“ zum Ausschleusen in die Elbe.

grosse Schleuse Brunsbüttel

Das erste Mal in Gezeitengewaesser, das war schon aufregend. Aber wir hatten 8 mal nachgerechne, wann Niedrigwasser ist und wann wir also Richtung Hamburg elbauf fahren koennten. Wir wollten bis in den Yachthafen Wedel segeln um Soenke und Judith von der Hippopotamus (www.hippopotamus.de) zu treffen. Die beiden hatten uns zu Ihrer Abschiedsfeier am 16. Mai eingeladen. Wir hatten wirklich die richtige Zeit abgepasst und wurden von der aufkommenden Flut wunderbar Richtung Hamburg geschoben. Allerdings kam der Wind mit 5 Beaufort, in Boen 6 Beaufort, aber genau von vorne, so dass wir mit voller Schraeglage hoch am Wind kreuzen mussten. Ausserdem hatte die Elbe unangeneheme steile Wellen, da ja der Wind gegen die Stroemung stand. Wir wurden ziemlcih nass und leider wurde das Cockpitpolster der Backbordseite zu einem nassen Schwamm. Dabei hatten wir doch die Scheuerleiste so gut abgedichtet. Die war auch dicht. Wahrscheinlich lief das Wasser ueber die Bilge nach oben, wenn wir Wasser ueber die Leekante ins Cockpit kamen waerend die Winschen ein bisschen gebadet wurden… Aber wir wollten unbedingt an dem Tag nach Wedel kommen um dann bei Judith und Soenke ein bisschen mehr Zeit zu haben. Wir waren auch mal wieder zufrieden, dass unser Boot bei den Bedingungen gut lief. Nach 4 Stunden liefen wir in Wedel ein und Judith begruesste uns mit den Worten: „jetzt, wo Ihr da seid, faengt der Urlaub auch fuer uns an!“
Wir genossen 2 Tage laengsseits der Hippopotamus von Judith und Soenke in Wedel im Yachthafen.

Einzug der Hippo Crew

Zum Teil konnten wir den beiden bei ihrem finalen Endspurt helfen, andererseits haben wir uns gut erholt und auch an unserem Boot das ein oder andere gewerkelt. Wir wurden von Familie Roever mit Essen versorgt, durften das Auto leihen zum Einkaufen. Wir haben die 2 Tage sehr genossen! Am 16. Mai war der Termin fuer Hippopotamus‘ Taufe und Abschiedsparty von Judith und Soenke. Dazu sind wir mit beiden Booten nach Hamburg mitten in die Stadt in den Museumshafen Oevelgoenne getuckert. Sehr spannend zwischen den risigen Kaianlagen zwischen den Containerschiffen durchzufahren. Und dann mitten in Hamburg liegen zu duerfen.

Museumshafen Övelgönne

Leider hat es in Stroemen geregnet… Aber zur Taufe hat es nur noch getroepfelt. Die Party war super nett. Bernd und Tina, Freunde von uns, kamen dazu und wir konnten nochmal richtig schnacken. Auߥsserdem haben wir viele nette Leute kennengelernt. Wir danken Klaus fuer den Kommentar: „Kleine Boote segeln am weitesten. Lasst Euch nicht kirre machen!“
Am 17. Mai ging es im Geschwader nach einem kurzen Abstecher in Wedel weiter bis Borsfleth, einem kleinen Hafen in der Stoer, einem Zufluss zur Elbe. Wir mussten hoch am Wind gegenankreuzen. Es stand eine unangenehme Welle bei Wind-gegen-Tide-Phaenomen. Wir segelten reichlich nass, wenn auch nicht so nass wie auf der Fahrt Elb-auf. Aber mal wieder immer in voller Schraeglage. Wobei Daniel dann immer In Borsfleth gingen wir alle zusammen essen und fielen todmuede die Koje. Ich hatte richtig Muskelschmerzen von den vielen Wendemanoevern.
Am 18. Mai trennte sich das Geschwader etwas auf. Ein Teil fuhr weiter nach Brunsbuettel. Wir hatten zunaechst vorgehabt, einen Pausentag einzulegen, aber das Wetter war wunderbar, so dass gemeinschaftlich beschlossen wurde, mit der Abendtide auch nach Brunsbuettel zu laufen. Wir waren noch 4 Boote – die Hippopotamus von Judith und Soenke, die Zora von Tinki und Fritz, die Mymlas von Paula, an Bord jeweils noch viele Freunde und Verwandte und wir. Wir erwarteten eigentlich, wieder unangenehm hoch am Wind segeln zu muessen. Aber wir segelten bei halbem Wind mit Hoechstgeschwindigkeit und unter blauem Himmel.


Da fiel es uns allen nicht schwer, das Tageszeil auf Cuxhafen zu korrigieren. Spaeter mussten wir zwar doch noch gegenan fahren, aber es gab garkeine Welle, der Wind war mit 4 Windstaerken perfekt, so dass wir einfach nur so durchs Wasser glitten. Ein traumhafter Segeltag! Wir haben die 4 Boote schoen gegenseitig fotografiert. Man bekommt ja so selten Fotos von seinem Schiff beim Segeln.

Aphrodite Elbe 4

Hippo Elbe

Hippo und Aphrodite

Hippo Elbe 1

Zora Elbe

Elbe nach Cuxhaven

Aphrodite vor Cuxhaven

Zum Abschluss gab’s in Cuxhafen Abendessen auf der Hippopotamus und wir fielen wieder mal todmuede aber hochzufrieden in die Koje.
Nun haben wir den 19. Mai und bereiten in Cuxhafen gerade das Fruehstueck vor mit frischen Broetchen und gekochten Eiern. Der Kaffee duftet schon… Der Hafenmeister hat ein bisschen genoergelt, dass hier 4 Boote im Paeckchen am Steg fuer Boote ueber 15 Meter liegen. Aber er hat uns erstmal so gelassen. Ich glaube, es sieht ihm einfach zu unaufgeraeumt aus 🙂 Wir werden gleich diskutieren, ob wir es heute nach Helgoland wagen koennen. Wir haben 4 bis 5 Windstaerken aus Suedwest. Das ist von der zu erwarteten Wele machbar und es soll im Tagesverlauf noch abnehmen. Wir werden sehen und an dieser Stelle weiter.