Nordsee-Novizen

Wir haben unsere Nordsee-Taufe erhalten und verdruecken uns gleich wieder in die Kanaelchen der Niederlande!
Zunaechst aber haben wir am 19. Mai einen Pausentag in Cuxhaven eingelegt.

Cuxhaven Päckchen 1

Cuxhaven Päckchen 2

Daniel hat den ganzen Tag mit dem W-LAN-Zugang des Yachthafens gekaempft, waehrend Susanne, Jana, Judith und ich einen Stadtbummel gemacht haben. Aber ganz der schon recht tiefen Lage unserer Wasserpaesse entsprechend haben wir nur geguckt und nicht gekauft. Natuerlich abgesehen von Oliven, Broetchen, Latte Macchiato, Nektarinen, Cola und Eis… 🙂
Am Sonntag ging es dann bei sehr zahmen Bedingungen das erste Mal auf die Nordsee hinaus. Angesagt waren 4 Beaufort aus West bis Suedwest, gewesen sind es hoechstens 3 Beaufort. Auch fuer Paula und Jana auf der Mymlas war es das erste Mal auf der Nordsee. Wir genossen den Luxus, Crew an Bord zu haben. Und zwar segelten Tinki und Fritz mit uns. Es war ja bereits Sonntag und die beiden mussten Montag wieder arbeiten. So liessen sie ihre Zora bis zum folgenden Wochenende in Cuxhaven liegen und wuerden mit der Faehre von Helgoland nach Hamburg zurueckfahren. Mit den beiden hatten wir eine sehr nette Ueberfahrt. Wir mussten garnicht selbst steuern und konnten statt dessen Kaffee und Stullen verteilen, in der Vorkoje schlummern, mit den beiden schnacken oder mit der Angel experimentieren. Fast haetten wir sogar einen Hornhecht gefangen, aber bevor wir ihn an Bord hatten, hatte er sich freigezappelt. Um uns zu aergern sind lauter Hornhechte vor dem Bug rumgesprungen, haben sich aber nicht mehr fangen lassen. Gegen Ende mussten wir mangels Wind leider motoren. Aber besser so als gleich das erste Mal auf der Nordsee eins auf die Muetze zu kriegen. Auf Helgoland haben wir mit der Hippopotamus, der Gesa Margarethe und der Mymlas das inzwischen bewaehrte Vierer-Paeckchen gebildet. Am gleichen Tag konnte ich den Duty-Free-Shops noch standhalten. Wir sind statt dessen mit Judith ueber die Klippe gewandert.

Helgoland Klippen

Jetzt wissen wir auch, wie kleine Trottel-Lummen und Basstoelpel aussehen und dass Helgoland wirklich ein roter Felsen ist. Bei der Anfahrt von Sueden dachte ich schon, dass sei alles Schwindel, denn von Sueden gesehen ist Helgoland mehr ein Grashuegel.

Helgoland Bundeshafen

Abends fuhren Judiths Eltern, ihre Schwester Silvia, Maja und Helmut und Tinki und Fritz mit der Faehre zurueck nach Hamburg. Fuer Judith und Soenke ein wehmuetiger Abschied.

Abschied Helgoland

Auch wir hoffen, die Freunde der beiden wiederzusehen, denn wir genossen die letzten Tage in deren Gesellschaft sehr. Abends waren wir bis tief in die Nacht Gaeste auf der SY „Hello World“ von Axel und Brit. Eigentlich wollten wir ja frueh in die Koje, aber wir hatten uns wieder so schoen festgeschnackt, dass es 2 Uhr wurde, ohje!
Am Montag machten wir einen Pausentag auf Helgoland. Es gibt ja immer was zu werkeln – Daniel hat die elektrische Vorheizung fuer den Kocher angeschlossen und ich hab glueckselig Kaffee gekocht. Ich hab dann die Dieselfilter der Heizung getauscht, die nachts ausgestiegen war. Leider nicht mit ganz so tollem Erfolg. Daniel musste die Filter entlueften, weil die Pumpe es nicht schaffte, den Dieseln anzusaugen. Trotzdem geht sie immer wieder aus. Aber was soll’S, wir segeln ja in den Sueden! Der Versuch, im Internet-Cafe mal richtig alle Mails zu beantworten und Fotos auf die Hopmepage zu laden, scheiterte. Denn wir durften nicht unseren eigenen Laptop, auf dem alles vorbereitet war, anschliessen. Aber die Mails werden noch beantwortet, seid nicht enttaeuscht, es kann eben nur immer ein paar Tage laenger dauern. Statt dessen hab ich dann eine Flaschenpost an meine Nichte/Patenkind Ida losgeschickt. So eine typische Turisten-Napp-Flaschenpost-Postkarte fuer mein Patenkind zum 2. Geburtstag. Dass ich mein Patenkind so lange nicht sehe und sie sich in der Zeit unglaubich veraendern und entwickeln wird, faellt mir von allen Trennungen und Abschieden am schwersten. Dafuer freut es mich umso mehr, dass Idas Vater/mein Bruder Stefan im November mit Freunden eine Ueberfuehrung von Casablanca nach Gran Canaria machen wird und wir uns da sehen werden. Und da hab ich doch gleich beim Schiffsausruester fuer diese Begegnung 2 kleine 5-cl-Flaschen Glennfiddich gekauft, 12 und 15 Jahre alt. Nachmittags hatte S�nke fuer uns alle eine Bunkerfuehrung organisiert. Helgoland ist ja komplett mit Bunkergaengen durchhoehlt. Die dienten zu allem m�glichen, in den Kriegen aber eben auch als Zivilschutzbunker. Im 2. Weltkrieg musste Helgoland besonders viel aushalten. Hitler hatte vorgehabt, einen riesigen Hafen in Form einer Hummerschere zu bauen, in dem die gesamte deutsche Kriegsmarine Platz finden sollte. Dafuer wollte er die Insel x-fach vergroessern. Dementsprechend wurde Helgoland heftig bombadiert. Nach Kriegsende versuchten die Englaender, Helgoland komplett zu sprengen. Dafuer wurden die Bunkergaenge mit einer unvorstellbar grossen Menge Sprengstoff gefuellt.

Bunker

Immerhin ist bei diesem „Big Bang“ die ganze Suedspitze weggeflogen, die Insel konnte nach ein Paar Jahren aber wieder besiedelt werden. Hoffen wir, dass das Jahrhundert des Groessenwahns hinter uns liegt… An diesem Abend war es fuer uns Zeit, Abschied vom „Paeckchen“, also von Paula, Jana, Judith und S�nke, S�nkes Eltern und Lars und Susanne zu nehmen. Wir wuerden uns freuen, wenn uns die Hippopotamus auf der Staande Mastroute durch die Niederlande wieder einholt.
Am Dienstag den 22. Mai segelten wir morgens um 6 Uhr still und alleine auf die Nordsee hinaus Richtung Borkum. Wir hatte wie angesagt 3 Windstaerken aus Nordwest. Fuer unser Lieblings-Vorsegel aus Mylar genug, um uns mit Hoechstgeschwindigkeit auf gemaessigtem Am-Wind-Kurs durch die minimale Duenung laufen zu lassen. Nach den intensiven letzten Wochen waren wir beide ganz schoen kaputt, dass merkten wir deutlich. Bei den gegebenen Bedingungen konnte immer einer von uns beiden schlafen oder einen Roman lesen. Das war auch noetig! Immerhin hatten wir bis Borkum knapp 90 Meilen vor uns und selbst bei einer optimistisch geschaetzten Geschwindigkeit von 5 Knoten wuerden wir also bis Mitternacht segeln. Die Fische haben uns wieder nur geneckt, also gab’s unterwegs nur Nudeln mit Wuerstchen. Und Kaffee, ganz wichtig fuer mich! Wir waren sehr zufrieden, wie schoen man auch unterwegs ein warmes Essen kochen kann. Natuerlich nur mit der elektrischen Vorheizung des Kochers – hier nochmal vielen Dank an Inge und Juergen Roever, dass wir die Ersatzteile aus der Schweiz an ihre Adresse schicken lassen durften. Wir waren schliesslich tatsaechlich fast genau 18 Stunden unterwegs. Mit unseren elektronischen Seekarten (Papierseekarten sind natuerlich trotzdem an Bord!) und aufgrund der gut befeuerten Ansteuerung gelangten wir um kurz nach Mitternacht sicher in den Borkumer Hafen. Festmachen, schlafen, schlafen, schlafen!!! Nachts hatten wir die „Hello World“ noch am Steg liegen sehen. Als wir heute nach 8 Stunden Koma-aehnlichem Schlaf aus der Koje gekrabbelt sind, waren sie aber nicht mehr da. Na gut, ein bisschen weniger Trubel tut uns gerade auch ganz gut. Wir haben den Tag mit faulenzen, uns und die Polster in die Sonne legen, Romane lesen und Verschieben aller anderen Aktivitaeten auf morgen gut rumgebracht. Erst uebermorgen wollen wir uns Richtung Staande Mastroute aufmachen. Das ist eine Kanalroute, auf der man, ohne den Mast zu legen, die Niederlande druchqueren kann. Sie fuehrt unter anderem mitten durch Amsterdam, ist landschaftlich toll und man kann sich ein Ei auf das Wetter auf der Nordsee pellen. Auf dem Rueckweg vom Duschen sah ich mein Kopfkissen im Hafenbecken treiben. Halbwegs in Reichweite! Es war mir heute Nachmittag unbemerkt vom Deck geweht worden als es nur ein bisschen in der Sonne lueften sollte. Wir haben es mit Leinen rangholt und dann mit dem Bootshaken geangelt. Zum Glueck ist es aus Kunstfaser, so konnte es nicht ganz untergehen sondern nur schweben. Ich hab mich genauso gefreut wie ich heute nachmittag sauer war. Komisch, wie wichtig es ist, dass kleine Kissen wieder da ist. Jetzt sitzen wir mit vollem Bauch bei einem guten Dornfelder (Danke dafuer, Dirk!) im Salon und haben nur noch dass Problem, dass wir noch nicht genau wissen, welche DVD wir gleich gucken moechten.