Auf in den Westen

Am Sonntag beschlossen wir bei idealen Segelbedingungen Makkum zu verlassen, und die stabile Wetterlage fuer ein paar Meilen Richtung West zu nutzen. Eigentlich wollten wir uebers Ijsselmeer nach Enkhuizen…doch unser Stegnachbar ermunterte uns, ruhig durchs Wattenmeer Richtung Den Helder und Texel zu segeln. Die Tide passte, also sind wir um kurz vor 11 Uhr durch die Schleuse ins Wattenmeer.

Schleuse Makkum

Schleuse Makkum Daniel

Die Sonne schien und wir machten so unsere 4kn Fahrt unter Spinacker. Traumhaftes Segeln! 🙂 Zwischen Texel und Den Helder zog uns der Strom dann mit glatten 3kn aus dem Watt heraus. Sehr beeindruckend, da moechte man nicht bei unguenstigen Wind- und Stromverhaeltnissen segeln!

Eva Spi Den Helder Texel

Der Tag neigte sich dem Ende, und wir waren immer noch unter Spinnaker unterwegs. Auf Höhe Amsterdam spielte sich eine skurille Szene ab. Wir passierten eine Bohrinsel. Diese war von Heulbojen umgeben. Doch das regelmaessige Tuten wurde von lauter Musik noch uebertoent! Hoerte sich so an, als ob dort auf voller Lautstaerke das Lied der Schluempfe mit Vater Abraham lief! Irgendwie kamen uns da Szenen aus dem Film „Waterworld“ mit Kevin Kostner in den Sinn…

singende Bohrplattform

Die Nordsee war bis auf ein wenig Restduenung glatt wie ein Ententeich, so beschlossen wir die Nacht durchzusegeln. In der Dunkelheit wollten wir dann aber doch nicht unter Spinnaker (48qm grosses Vorwindsegel) fahren. Daher wechselt wir noch auf ein normales Vorsegel. Die Nacht wahr ruhig, teilweise kamen wir nur mit 2,5kn voran. Dafuer konnten wir aber abwechselnd schlafen, und Eva hat Spagettie Bolgnese serviert. Fuer die Nichtsegeler sei an dieser Stelle gesagt, dass bei Wind von hinten der Wind an Bord fast gleich null ist, da er dem Fahrtwind entgegensteht, so dass es auch Nachts nicht kalt wurde.
Am Mittag des 04.06.2007 befanden wir uns ungefaehr auf der Hoehe von Ejmuden. Wir liessen den Diesel mal fuer eine Stunde mitlaufen um die Batterie zu laden, da unser Schleppgenerator bei sowenig Fahrt nicht arbeitet. Der Wind frischte langsam auf, und wir naeherten uns den stark frequentierten Verkehrstrennungsgebieten vor Rotterdam. Zum Glueck passten wir immer gut zwischen den dicken Poetten hindurch! Der Wind hatte mittlerweile auf 4 Beaufort zugelegt, und wir kamen zuegig Richtung Suedwesten voran. Auf Hoehe der Osterschelde hatte der Wind dann, wie angesagt, auf konstante 5 Beaufort zugenommen. Wir schossen nur unter ausgebaumter Genua vor den Wellen Richtung Belgischer Kueste. Leider bauten sich vor der Schelde zunehmend unangenehmere Wellen auf, zumal der Strom noch leicht gegenan lief. Nach kurzer Beratung beschlossen wir, nicht, wie geplant,bis Niewport zu segeln sondern Zeebruegge anzulaufen. Zeebruegge ist ein grosser Industriehafen und gut befeuert, so dass eine Nachtansteuerung gut moeglich ist. Die letzten 2 Stunden unter Segeln waren absolute Rauschefahrt, bis zu 7,1kn durchs Wasser ist fuer unser „Kleine“ schon ganz schoen flott! Allerdings steuerte die Winpilot bei dem Tempo nicht mehr ausreichend praezise vor den Wellen. Da wir aber bei dem Tempo Seebruegge genau bei Niedrigwasser bzw. Stauwasser erreichen konnten, liessen wir die Genau stehen, und rauschten die mittlerweile bis zu 2m hohen Nordseewellen runter. Sonst haetten wir wohl doch eher auf ein kleineres Vorsegel gewechselt, und der Windpilot das Ruder ueberlassen. Natuerlich haben wir auch gleichmal das Kochen bei Seegang ausprobiert! Tagsueber hatten wir naemlich drei kleine Makrelen gefangen. Nach dem Kartoffelkochern war mir schon ein bisschen komisch, und Eva musste mich beim Fischbraten fuer 10min abloesen. 🙂 Es ging also. Trozdem eignen sich Fertiggerichte, oder Suppen eher fuer solchen Seegang. Vor Seebruegge liegen einige Sandbaenke, so dass wir nicht direkt von Norden in den Hafen laufen konnten, sondern von einen weiten Bogen nach Westen fahren mussten. Fuer einen am Wind Kurs war die grosse Genua allerdings ein bisschen viel Tuch, so dass wir die letzten 12sm unter Motor in den Hafen fuhren. Das wurde eine recht feuchte und sehr schaukelige Angelgenheit, da wir nun die grossen Wellen von der Seite bekamen. Nach anfaenglichen Bedenken stelletn wir fest, das trotz der hohen steilen Welle, unser Boot nicht querschlaegt. Es schaukelt zwar wie auf einem Rodeopferd, da die stuezende Wirkung des Segels fehlt, aber weder ueber die Luv, noch ueber die Leeseite kam Wasser ins Boot. Trozdem wurden wir ordentlich begossen, da die Gischt vom Bug uebers ganze Schiff flog. Daher waren wir froh, als wir um 1:30 Uhr im koeniglich belgischen Yachthafen ankamen. Wir klarierten das Schiff, und genossen dabei die Ruhe, und den Frieden des Hafens. 🙂 Dann gabs noch ein Anleger Rotwein mit Chips, bevor wir todmuede in die Koje vielen. Nun werden wir erstmal wieder ein Paeuschen einlegen, und uns dann in kleinen Etappen durch den viel befahrenen Englischen Kanal hangeln. So wie es aussieht werden wir uns wohl an der franzoesischen Kueste halten, und nicht nach England segeln.