Grenada – Carriacou

Seit unserer Ankunft in Grenada hatte der Nordostpassat fast pausenlos mit 5 bis 6 Windstärken gepustet. Nun waren für einige Tage ostsüdöstliche Winde angesagt und danach schwächere Winde. Wir beschlossen, das Wetter zu nutzen um nach Norden zu tingeln.

Am Montag den 4. Januar füllten wir Diesel- und Wassertanks in der Secret Harbour Marina und tingelten dann erstmal nur um die Südwestspitze Grenadas herum in die Grand Anse Bay um zu ankern.

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Früh am nächsten Morgen lichteten wir den Anker wieder und segelten zu der kleinen Insel Carriacou nördlich von Grenada, die noch zum Staat Grenada gehört.

Auf dem Weg kommt man an „Kick em Jenny“ vorbei. So stand es mitten im Blau in der Seekarte. Wir überlegten, ob da wohl öfter Brecher auftreten oder ähnliches. Später erfuhren wir, dass Kick em Jenny ein Unterwasservulkan ist, der gerade im Juli 2015 für Unruhe und Alarmbereitschaft gesorgt hat. Daher also der Name …

Auf dem Weg nach Carriacou überholte uns die Turning Points mit Jaxson und seinen Eltern, später die Unscripted von Chrissie und John. Chrissie meinte am Funk, die ganze Flotte sei in dem günstigen Wetterfenster unterwegs nach Norden. Also trafen wir in der Tyrrel Bay auf Carriacou nicht nur diese beiden Boote, sondern auch den Katamaran von Alex und Marty wieder. Die Taurus aus Österreich war schon da, die Skua aus der Schweiz folgte später.

Die größte Überraschung war aber, dass die Friskus aus Norwegen in der Bucht lag, die wir zuletzt in Portugal gesehen hatten. Oyvind aus Norwegen war sofort bei uns an Bord, Jaxson kam auch zum Spielen rüber. Das war fair – ein Amerikaner, ein Norweger und ein Deutscher. Also alle drei mit unterschiedlicher Sprache und keiner war im Vorteil. Verstecken spielen und zusammen Dingi fahren klappte wie erhofft problemlos. Später kamen Rhonda, Shawn und Oyvinds Familie zum Kaffee rüber. Außerdem Babsi und Christoph von der Taurus und Denise und Martin von der Skua.

Denise und Martin hatten auf dem Weg einen Gelbflossen-Thunfisch geangelt. Und wir bekamen ein Riesenfilet geschenkt. Als Revanche für den Mahi Mahi. Sehr lecker hat er uns geschmeckt. Piet hat ein ganzes Drittel des Filets in sich hinein geschaufelt. Mehr haben wir ihm nicht gegeben!

 

Am Mittwoch den 6. Januar klarierten wir in der Tyrell Bay aus Grenada aus. Nach dem Ausklarieren muss man innerhalb von 24 h das Land verlassen. Wir wollten Donnerstag früh weiter ziehen Richtung Norden.

Aber den Mittwoch genossen wir noch in der Tyrell Bay. Sie ist sehr geschützt und von einem kleinen Strand gesäumt. Am Ufer gibt es kleine Läden, Bars, Fischerboote, die Marina mit Landliegeplätzen und eben das Büro von Customs und Immigration.

Piet traute sich zum ersten Mal alleine auf die Turning Points. Dort war auch Maya, die ebenfalls englisch spricht, zu Besuch. Es hat prima geklappt. Rhonda erzählte später, dass Jaxson sich immer ganz sicher war, was Piet auf deutsch gesagt hat und für sie übersetzt hat.

Später sind wir Eltern und die 3 Kinder an den Strand gefahren und haben geschnorchelt. Highlight waren die mit lebenden Lobstern gefüllten Körbe der Fischer, die am Grund darauf warteten, verkauft zu werden. Außerdem sahen wir Seeschlangenaale und einen Rotfeuerfisch, der unter dem Ponton schwamm. Die pazifischen Rotfeuerfische, auf englisch Lionfish, sind in die Karibik eingewandert, möglicherweise auch in Florida aus einem Aquarium freigelassen worden. Sie haben keine Feinde im Atlantik, fressen aber die Jungfische vom Riff und stören daher erheblich das ökologische Gleichgewicht. Giftig sind sie auch noch. Wenn man die Stacheln berührt, wird ein extrem schmerzhaftes Gift freigesetzt. Zum Glück sind sie wenigstens lecker. Und deshalb werden regelmäßig Lionfish-Hunts organisiert, um die Plage in Grenzen zu halten.

 

Wir waren traurig, Grenada am nächsten Morgen zu verlassen. Aber die Winde waren allzu günstig.

 

 

Grenada – Mount Hartman Bay

m Sonntag den 27.12.15 waren wir dann soweit, die Marina zu verlassen. Im Süden Grenadas gibt es eine tief in’s Land reichende Bucht neben der anderen. Wir verließen die Petit Calivigny Bay durch die Riffpassage um nur 3 Seemeilen weiter westlich durch eine andere Riffpassage in die Mount Hartman Bay zu fahren. Außerhalb der Riffs hatte uns der Atlantikschwell sofort erfasst und es schaukelte ordentlich. Vor der Riffpassage in die Mt. Hartman Bay mussten wir uns eine halbe Stunde treiben lassen, um einen Squall über uns hinweg ziehen zu lassen. Eine teuere halbe Stunde, wie sich im Nachhinein herausstellte, denn das Gehopse in den Wellen hatte das Holz auf der Badeplattform aus den Schrauben gedrückt und weg war es, mitsamt der Badeleiter.

In der Mt. Hartman Bay gab es dank des Riffs gar keine Wellen. Wir ankerten geschützt hinter einem kleinen Berg.

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Kaum war der Anker unten, bekamen wir Besuch von Rhonda, Shawn und Jaxson von der SY Turning Points aus Kentucky. Wir hatten uns zuvor auf Hog Island kennengelernt. Jaxson war auch 6 Jahre alt. Er setzte sich vehement über Sprachbarrieren hinweg und hat Piet, der dahingehend noch scheu ist, wunderbar mitgerissen.

Die Mt. Hartman Bay ist gut gelegen. Man kann zu Fuß nach Westen in die Prickly Bay laufen oder nach Osten mit dem Dingi immer innerhalb der Riffe hinter Hog Island vorbei, durch die Woburn Bay bis in die Petit Calivigny Bay fahren.

Am Montag machten wir einen Spaziergang in die Prickly Bay. Piet freute sich über die vielen Echsen.

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Sehr heiß war es! Aber der Strand in der Prickly Bay war wunderschön. 

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Den Dienstag nachmittag verbrachten wir auf Hog Island. Piet kam gar nicht aus dem Wasser raus, wir unterhielten uns mit Rhonda, Shawn, Chrissie, John und Marty.

Wir verabredeten mit Rhonda und Shawn, am Mittwoch vormittag in Le Phare Bleu in der Petit Calivigny Bay einzukaufen. Denn dort sollte es im Mini Market neuerdings frisches Obst und Gemüse geben. Einkaufen war hier so eine Sache. Entweder man musste weit fahren zum Supermarkt oder man kaufte das wichtigste in den Minimarkets der Häfen ein. Ab und zu kam jemand mit dem Auto, baute einen Tisch auf und verkaufte Obst, Gemüse und Brot. Das war auch eine Möglichkeit. Man konnte auch bei „The fast Manicou“ einkaufen. Das ist der Funkname von John, dem Akzent nach einem Amerikaner, der in der Mt. Hartman Bay an Bord wohnt und per Dinig Waren liefert – Bier, Cola, Limo, H-Milch, Milchpulver, Baked Beans und andere Dosen, Motoröl, 2-Takt-Öl, Klopapier, Schampoo, Weine und Befüllung von Gasflaschen hat er im Angebot. Bestellt wir per UKW-Funk und dann liefert er per Dingi ans Schiff. Fast schade, dass wir noch keinen Bedarf hatten.

Wir fuhren also mit der Turning-Points-Crew in die Calivigny Bay zum Einkaufen. Jaxson kam mit zu uns ins Dingi und die beiden Jungs saßen nebeneinander im Bug. Nach dem Einkaufen nutzten wir Erwachsenen noch das Internet. Wir hatten ja noch den Zugangscode, weil wir dort im Hafen gelegen hatten. Das war den Jungs zu langweilig und sie liefen am Strand los. Irgendwann hörten wir Jaxson rufen und sahen den kleinen blonden Schopf aus 4 m Höhe aus den Mangroven winken. Als die beiden von ihrem Ausflug zurückkamen, waren sie nass, schlammig, voller Ameisen, aber glücklich!

 Mittwoch nachmittag kam eine Nachricht von der SY Finn, dass sie in Le Phare Bleu angekommen seien. Da saßen wir aber sofort wieder im Dingi und fuhren noch mal an diesem Tag in die Petit Calivigny Bay. Geistesgegenwärtig hatten wir noch die Taschenlampe eingesteckt, denn es war schon 16 Uhr, die Sonne ging immer gegen 18 Uhr unter. Riesen Wiedersehensfreude. Die Kinder sind zusammen durch den Pool gehüpft und wir Erwachsenen hatten sehr viel zu erzählen. Wir verabredeten, am nächsten Tag auf Venga zusammen Sylvester zu feiern. Und natürlich war es schon lange dunkel, als wir uns auf den Rückweg machten. Von Bucht zu Bucht, dicht an den Riffen, im Dunkeln und unter dem Sternenhimmel mit dem Schlauchboot zu fahren war schon wieder ein Abenteuer für sich. Und plötzlich platschte es, zappelte, Piet kreischte, Daniel rief – ein ca. 50 cm langer Flötenfisch war ins Dingi gesprungen. Daniel hielt den Fuß drauf und Eva konnte den Fisch greifen und wieder in sein Element befördern. Danach sprang noch einer fast ins Schlauchboot. Überall um uns sprangen die Fische aus dem Wasser. Da half nur eins – Taschenlampe aus. Später haben wir gelesen, dass Flötenfische immer genau in den Lichstrahl springen. Ja …

 Am Sylvestertag war Steffi leider krank. Janna und sie blieben für Sylvester auf der SY Finn, aber Thomas und Finn durften trotzdem zum Feiern zu unss kommen. Wir hatten ein wunderschönes Anker-Sylvester mit Mahi Mahi, Campari Orange, Wunderkerzen, Leuchtkugeln und nachher einem schönen Feuerwerk an Land. Dabei hält man sich in Grenada nicht peinlich genau an 0 Uhr. Kann auch 0 Uhr 10 oder noch später sein. Steffi und Janna berichteten später, dass in Le Phare Bleu eine Sylvesterparty mit Lifemusik war. Und man hat Sabrina Francis erst ihr Lied zu Ende singen lassen, bevor das Feuerwerk dann eben auch etwas verspätet hochging. Da ist wohl typisch deutsch gedacht, dass das Feuerwerk um Punkt 0 Uhr zu starten hat.

 Die nächsten beiden Tage arbeiteten wir am Boot. Eva bereitete die Heckplattform vor, damit wideer eine neue Holz-Badeplattform angebracht werden könnte. Daniel arbeitete am Wassermacher, der fast fertig installiert war.  

Sonntag machten wir eine Inselrundfahrt. Nur wir drei und ein Guide. Das war sehr schön zu dritt. Wir unterhielten uns ungezwungen über das Leben auf Grenada und in Europa. Unser Guide erzählte uns, wie sein Holzhaus damals bei Hurricane Ivan in Sekunden über seinem Kopf weggeweht wurde, wie und vielleicht warum die Amerikaner damals in Grenada die Militär-Diktatur beendeten und dass er außerdem professioneller Hochseefischer ist, wenn er am Wochenende Zeit dafür findet. Wir haben ihn auch gefragt, wie die Leute die Preise im Supermarkt bezahlen können. Er erzählte, dass die meisten zum Großteil aus ihren Gärten leben und gar nicht so viel kaufen. Mini Farming heißt das auf neudeutsch und ist hier schon immer üblich. Überall sahen wir Obstbäume und Gemüse, eine Gruppe Jungs auf Leguanjagd und Ziegen, die am Straßenrand zum Weiden angebunden waren.

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Neben dem Reichtum der Natur fuhren wir aber auch durch sehr arme Orte, in denen wir nicht alleine zu Fuß unterwegs sein wollten. Es gab reiche Orte, einsame Täler, den geschützen Regenwald im Herzen der Insel und einen Kratersee.

Höhepunkt der Rundfahrt war eine kleine Wanderung zu den Concord Falls, Wasserfällen mitten im Urwald. Wir hatten inzwischen sogar 2 Guides. Eine Freundin unseres Guides war in St. George steckengeblieben, weil irgendwie keine Busse fuhren.

St. George 1

Mit unserem Einvernehmen sammelten wir sie auf. Für uns war das eine Bereicherung, eine echte Win-Win-Situation. Wir gingen also zu fünft auf einem Trampelpfad in den Regenwald.

Wanderung 2

Immer wieder mussten wir den Fluss durchqueren. Für Piet war es ein Abenteuer, immer wieder über Steine zu balancieren oder direkt durchs Wasser zu laufen.

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Wir liefen durch sattes feuchtes Grün, rechts und links gab es kleine Terassen-Felder, die fast nahtlos in den Urwald übergingen. Unsere Guides zeigten uns unter anderem Ingwerbüsche, Nelkenbäume, Muskatbäume, Kakaobüsche, Brotfruchtbäume und wir probierten zum ersten Mal in unserem Leben einen Golden Apple.

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Piet kam kaum noch voran, nachdem er Mimosen kennengelernt hatte. Ständig blieb er stehen um sie anzufassen und sich über das Einklappen der Blätter zu freuen.

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Der eigentliche Wasserfall war auch schön, aber uns hatte vor allem der Weg dorthin begeistert. Piet badete im Pool unter dem Fall, fand es aber schnell zu kalt. Er war ja den 29 Grad warmen Atlantik gewohnt.

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Natürlich kauften wir auch Muskatnüsse, Grenadas Wahrzeichen. Die Früchte sind auch einfach schön und nicht umsonst mit auf der Flagge Grenadas zu sehen.

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Nach 6 Stunden Rundfahrt und Wanderung waren wir dann zufrieden, wieder zu Hause an Bord von Venga zu sein.

 

Grenada – Le Phare Bleu

 

In der Le Phare Bleu Marina haben wir in den ersten Tagen viel viel geschlafen und uns erholt, hatten aber natürlich auch viel Wäsche zu waschen und das Schiff auf- und umzuräumen. Piet war nicht so erholungsbedürftig wie wir Eltern. Da traf es sich gut, dass zu der Marina ein Pool gehörte, in dem er sich täglich ausgetobt hat.

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Piet war ganz entzückt von den exotischen Tieren, die er entdeckte. Er entdeckte mit Daniel auf einem Stein einen kleinen Leguan. Er pustete einen kleinen Kamm unter dem Kinn auf. Piet hat ihn anhand seines Tierbuches als Anolis Leguan klassifiziert. Einen ersten Kolibri sahen wir auch.

Am Samstag den 19.12. kamen die SY Skua und die SY Pinta, unsere „Funkfreunde“ vom Atlatntik, in Le Phare Bleu an. Abends saßen wir mit Denise und Martin von der Skua und Vivi und Dieter von der Pinta bei uns auf Venga zusammen. Wir waren uns „in echt“ genauso sympathisch wie per Funk und haben lange geschnackt, jeden Abend auf einem anderen der drei Schiffe.
Natürlich hatte Piet seine Wette mit Martin um den größeren Fisch haushoch gewonnen. Martin hatte nämlich gar keinen mehr gefangen. Als Wettlohn erhielt Piet einen neuen großen Wobbler, ein spezieller Angelköder, und war hochzufrieden. Umgekehrt hat Piet der Skua-Crew eine ordentliche Portion Mahi-Mahi-Filet geschenkt.

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In Le Phare Bleu lagen noch die „Allergic to Citys“ mit Gail und Walter und die „Unscripted“ mit Chrissie, John, Kedan und Macanna unter US-Amerikanischer Flagge. Beide Crews haben uns gleich unter ihre Fittiche genommen. Wir wurden im Taxi mitgenommen zum Einkaufen, uns wurde die Badestelle bei Hog Island gezeigt, die Dingipassagen zwischen den Riffen von Bucht zu Bucht erklärt und die Frequenzen und Zeiten für die lokalen Funknetzwerke mitgeteilt. Außerdem erfuhren wir von den eingewanderten Rotfeuerfischen, die bei Berührung giftig sind.

Nach ein paar Tagen kamen die Lebensgeister zurück. Piet und Daniel liehen sich einen Strandkatamaran aus und segelten richtig schnell durch die Petit Calivigny Bay, Eva lieh sich lieber ein Seekajak. Beides war, ebenso wie der Pool, in der Marinagebühr inclusive.

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Mit dem Dingi erkundeten wir die nächstgelegenen Ankerbuchten. Dabei machten wir einen Stop bei Hog Island. Hog Island ist eine kleine Insel mit einem Mini Strand inmitten der Mangroven. Da steht eine kleine Bretterbuden-Bar, deren Betreiber unregelmäßig da ist. Also ist es völlig ok, dass jeder sein Picknick mitbringt. Hog Island ist ein Cruiser-Familientreff. Die Kinder hopsen durchs Wasser und die Erwachsenen kommen in Kontakt. Wir lernten unter anderem Shawn, Rhonda und Jaxson von der „Turning Points“ und Alex, Marty, Maya und Baby Jasper von einem Selbstbau-Katamaran kennen. Es waren so viele Nationalitäten da – britische, irische, argentinische, spanische, französische, US-amerikanische und natürlich wir deutsche. Schön an Hog Island ist, dass am Wochenende immer und oft auch unter der Woche die grenadischen Einwohner da sind. Hier mischt es sich, da ist (leider) etwas besonderes.

Wir fuhren zu dritt mit dem Taxi zum Einkaufen. Zu dritt lohnte sich das, denn die Bushaltestelle war weit weg und ein Mietauto zu nehmen wagten wir nicht bei den engen Straßen und dann auch noch Linksverkehr. George fuhr uns souverän die steilen Berge auf uns ab, durch die satt grüne Vegetation, an allen Sorten von Häusern vorbei, die engen Straßen entlang zur Shopping Mall. Dort im Supermarkt gab es fast alles, aber manches war enorm teuer. Wie wärs’s mit einem Camembert für umgerechnet 8 Euro oder 125 g Joghurt für 2 Euro? Auch Mineralwasser und Olivenöl waren unglaublich teuer. Eier, Milch, Brot, Gemüse, Obst und tiefgefrorenes Fleisch waren aber erschwinglich. Wir waren froh, dass Venga noch gut gefüllt war mit Proviant aus Lanzarote, so dass wir nicht viel kaufen mussten. Wir fragten uns, wie die Leute hier solche Preise zahlen können.

Dann war Weihnachten da. Piet hat unseren 30 cm kleinen Weihnachtsbaum geschmückt. Er fragte, ob es den Weihnachtsmann eigentlich wirklich gibt. Eva antwortete ehrlich und Piet beschloß, ihr nicht zu glauben. Kinder sind goßartig!
Mittags waren wir auf der SY Pinta zu einer typisch dänischen Weihnachtsleckerei eingeladen – kalter Milchreis mit gehackten Mandeln und untergerührter Schlagsahne mit heißer Kirschgrütze, dazu Portwein für die Großen und Himbeersirup-Limo für Piet, mmmmh!
Vielleicht hatte Piet ja doch recht an den Weihnachtsmann zu glauben, denn als wir wieder auf Venga waren, lagen da Geschenke unter dem kleinen Baum. 2 Spiele, Hörbuch, Flossen, Vorlesebuch, DVD, Lego, Loom-Bänder und ein wöchentliches Taschengeld für den Rest der Reise. Piet war hochzufrieden. Dann kam Evas Weihnachstgeschenk – Piet guckte mit ihr „drei Nüsse für Aschenbrödel“. Eva hatte extra dafür die DVD aus Deutschland mitgebracht, denn ohne den Film kann es nicht Weihnachten sein.

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Abends trafen wir uns mit Vivi und Dieter von der Pinta und Denise, Martin und Denise’s Schwester Yvonne von der Skua zum Weihnachtsdinner im Restaurant des Resorts. Da gab es Lifemusik. Sabrina Francis ist eine grenadische Sängerin mit toller Jazzstimme. Außerdem sieht sie toll aus (wie übrigens viele Frauen hier) – Kreolin, langbeinig, athlethisch, anmutig, einfach schön. Wer „Sabrina Francis Grenada“ bei Google eingibt, kann sich selbst überzeugen. Übrigens kommt im Januar ihr erstes Album raus. Das war Weihnachten mal ganz anders.
Ein weiterer Höhepunkt des Abends war dann noch das Wichteln unter uns 3 Crews. Fischköder, ein Roman, ein Rezeptbuch, Kaltmetall, Rum, eine Mütze, Schokolade und Seifenblasen wurden verschenkt. Wer hat wohl die Seifenblasen gekriegt?

Dann bereiteten wir uns vor, die Marina zu verlassen. In den ersten Tagen nach der Atlantiküberquerung tat es uns gut, in einem Ferien-Resort zu erholen. Aber jetzt wurde es Zeit, sich zu den anderen Cruisern in eine der vielen geschützen Ankerbuchten zu begeben. Aber das kommt im nächsten Beitrag.

Landfall

 

Screenshot (2)Am 18.12.2015 haben wir um 11:00 Uhr Ortszeit  in der „Le Phare Bleu Marina“ im Süden Grenada festgemacht.

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Danach haben wir erst einmal die Einreiseformalitäten erledigen müssen und die Dinge langsam angehen lassen.

 

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Ein gewisses Schlafdefizit ließ sich nicht leugnen. Wir sind glücklich und stolz heil und ohne nennenswerte technische Defekte angekommen zu sein. Das Vertrauen in unser Schiff und uns ist weiter gewachsen. In den nächsten Tagen werden wir uns wieder ein bisschen mehr um den Blog kümmern und in die Beiträge der Überführt die entsprechenden Bilder oder Videos einpflegen. An dieser Stelle vielen Dank für die vielen Glückwünsche und lieben Mails von Euch die uns in den letzten Tagen erreicht haben !

 

Endspurt 

Tag 22 auf See17.12.2015 16:33 UTC

Position: 12°23′,678 N; 059°24′,800 W

COG:260°

SOG:7,2 kn
Nach den letzten schwachwindigen Tagen hat der Passat heute nochmal Schwung genommen um uns die letzten Meilen nach Grenada zu pusten. Gerade lassen wir Barbados 40 Seemeilen nördlich liegen. Leider kann man von der Insel nichts sehen. Wir sind gespannt, ab wann wir Grenada heute nacht sehen können und sind gespannt, welche Emotionen es auslösen wird, nach gut 3 Wochen wieder Land zu sehen – noch 136 Seemeilen bis Grenada.

Squalls 

Tag 21 auf See16.12.2015 16:38 UTC

Position: 12°49′,847 N; 057°00′,625 W

COG:262°

SOG:6,1 kn
Unter 20° nördlicher Breite ist in den Passatregionen mit Squalls zu rechnen. Das sind kleine lokale Wolkengebilde, unter denen es heftige Regenschauer, evtl. sogar Gewitter und oft plötzlich viel Wind aus etwa 20°Grad anderer Richtung gibt. Sie halten im Schnitt 30 Minuten an, sind also wirklich ganz lokal begrenzte Störungen. Per Barometer kündigen sie sich nicht an, aber man kann die Wolkengebilde tagsüber sehen, nachts im Radar erkennen. Wir hörten unterwegs von einem Franzosen, dem es das Grosssegel zerrissen hat, als der Wind urplötzlich statt mit 10 mit 40 Knoten blies. Die übliche Taktik ist, entweder auszuweichen oder die Segel zu reduzieren und abzuwarten. Dringend sollte der Autopilot nach Windrichtung und nicht nach Kompasskurs steuern, damit er plötzliche Windrichtungsänderungen mitmacht.

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Soweit die Theorie, denn wir haben bisher noch keinen echten Squall abbekommen. Ein paar haben wir auf dem Radar gesehen, einer Gewitterzelle ist Daniel ausgewichen. Jetzt dürfen wir die letzten 2 Tage nicht nachlässig werden und werden weiter die Augen offen halten – noch 278 Seemeilen bis Grenada.

Countdown 

Tag 20 auf See15.12.2015 14:56 UTC

Position: 13°19′,966 N; 054°21′,835 W

COG:263°

SOG:5,9 kn
Noch 436 Seemeilen bis Grenada. So langsam fiebern wir auf’s Ankommmen und freuen uns schon. Wenn es läuft, wie geplant, sollten wir Freitag vormittag ankommen. Gestern nachmittag waren seit 2 Wochen erstmals wieder Delfine am Schiff. Vorboten der Inseln? Auch sehen wir wieder vermehrt Vögel, weisse Seevögel mit langen spitzen Schwanzfedern. Mangels Ahnung haben wir sie „Caribios“ getauft. Wir werden schon noch rausfinden, wie sie wirklich heissen.(Nachtrag es handelt sich um Tropic Birds)
Derweil wird es mächtig heiss. Eva und Piet geniessen täglich ein selbstgemachtes Orangeneis aus dem Tiefkühler. Daniel giesst sich lieber einen Eimer Wasser über den Kopf

MahiMahi

Tag 19 auf See15.12.2015 15:26 UTC

Position: 13°47′,232 N; 052°00′,220 W

COG:267°

SOG:5,8 kn
Piet hat von Martin von der SY Skua, mit denen wir vor 2 Tagen Funkkontakt hatten, eine Wette angenommen.

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Wer bis Grenada den grössten Fisch fängt, gibt dem anderen einen Drink aus. Hier geht es also um Bier gegen Fanta.

 

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Gestern haben wir Vanillekipferl gebacken, da hätte ein grosser Fisch gestört. Aber heute haben wir die Angel wieder rausgelassen, nur um schon 5 Stunden später einen herrlichen MahiMahi zu fangen. Damit es auch wirklich Piet’s Fang ist, hat er mitgeholfen, die Leine einzuholen. Mit roten Wangen und stolz wie Bolle.

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Nachher hat er sich beschwert, dass sein T-Shirt plötzlich nass wäre. Ist halt schweisstreibend, einen so grossen Fisch zu fangen.

Tagesablauf 

Tag 17 auf See13.12.2015 14:38 UTC

Position: 14°03′,064 N; 049°27′,412 W

COG:258°

SOG:6,1 kn
Wie angekündigt motoren wir durch die Flaute. Zeit sich zu erholen, allerdings ist es richtig heiss. Daniel kppt sich gerade an Deck eimerweise Meerwasser über den Kopf.
Viele Leute fragen, ob es nicht langweilig wird, so lange auf See und wie man sich die Zeit vertreibt. Langeweile ist nicht unser Problem, auch nicht Piets Problem. Mit den Tagen hat sich ein Rhythmus etabliert. Eva backt alle 2 Tage in der letzen Nachtwache ein Brot. Meist ist Piet ab 5 Uhr wach und leistet Eva Gesellschaft im Cockpit oder im Decksalon. Eva geht dann nochmal eine Runde schlafen, danach frühstücken wir. Nach dem Frühstück darf Piet seinen Film gucken – heute Jim Knopf und die Wilde 13 – während einer von uns sich wieder hinlegt um Schlaf nachzuholen. Daniel macht einen Check der Masten, Leinen und Segel. Wir schreiben den Blog, machen den Postitionsreport und rufen Wetter ab. Dann ist es auch schon mittag. Mittags gibt’s bei uns irgendeinen Snack. Dann spielen wir mit Piet, gucken uns das Meer an und machen abwechselnd ein Schläfchen. Schon ist es Zeit, Abendessen zu kochen. Danach muss abgespült werden. Piet hört abends noch gerne Musik auf seinem CD-Player und singt laut mit, während wir die Nachtwachen beginnen. Nachts lesen wir beide am liebsten, Eva sitzt meist auch mit einem Milchkaffee eine Stunde im Cockpit und guckt sich die Sterne an. Eva dachte, super viel Zeit zum Stricken zu haben. Aber auch dafür ist es zu ruckelig. Und so geht ein Tag nach dem anderen dahin.

Das klingt alles nach nicht viel. Aber man muss sich vorstellen, all dies auf einem Gymnastikball zu absolvieren und es wird klar, wie lange alles dauert. Man braucht auch Phasen, in denen man einfach im Cockpit sitzt und guckt. Weil es schön ist und weil man sich von den ständigen Schiffsbewegungen erholen muss. Schliesslich macht man ständig Ausgleichsbwegungen.

Dass wir unterwegs am Schiff bauen oder ähnliches, ist nicht möglich. Weil alles wackelt, weil alles salzig ist und weil uns dafür körperliche wie zeitliche Ressourcen fehlen. Im Gegenteil geniessen wir diese Entschleunigung hier und lassen sie zu.

Erholsames Wochenende

Tag 17 auf See13.12.2015 12:14 UTC

Position: 14°38′,668 N; 046°52′,519 W

COG:245°

SOG:5,7 kn
Nachdem wir einige Tage ordentlich durchgerollt wurden, haben wir ein erholsames Wochenende vor uns. Der Wind hat auf 3 Bis 4 Bft abgenommen und die Wellen sind flacher geworden. Der Wind reicht noch zum Segeln, so dass es akustisch wie mechanisch recht ruhig ist an Bord. Kann sein, das wir Sonntag bis Montag noch einiges motoren müssen, aber das ist auch ok. Piet und Eva planen Plätzchen backen für morgen, da sollte es ruhig genug sein dafür.

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Ansonsten planen wir langsam den Landfall. Vielleicht segeln wir doch gleich durch nach Grenada. Ein Schweizer Pärchen, das gerade in der Nähe segelt, hat uns den Mund wässrig gemacht. Wir werden sehen …