m Sonntag den 27.12.15 waren wir dann soweit, die Marina zu verlassen. Im Süden Grenadas gibt es eine tief in’s Land reichende Bucht neben der anderen. Wir verließen die Petit Calivigny Bay durch die Riffpassage um nur 3 Seemeilen weiter westlich durch eine andere Riffpassage in die Mount Hartman Bay zu fahren. Außerhalb der Riffs hatte uns der Atlantikschwell sofort erfasst und es schaukelte ordentlich. Vor der Riffpassage in die Mt. Hartman Bay mussten wir uns eine halbe Stunde treiben lassen, um einen Squall über uns hinweg ziehen zu lassen. Eine teuere halbe Stunde, wie sich im Nachhinein herausstellte, denn das Gehopse in den Wellen hatte das Holz auf der Badeplattform aus den Schrauben gedrückt und weg war es, mitsamt der Badeleiter.
In der Mt. Hartman Bay gab es dank des Riffs gar keine Wellen. Wir ankerten geschützt hinter einem kleinen Berg.
Kaum war der Anker unten, bekamen wir Besuch von Rhonda, Shawn und Jaxson von der SY Turning Points aus Kentucky. Wir hatten uns zuvor auf Hog Island kennengelernt. Jaxson war auch 6 Jahre alt. Er setzte sich vehement über Sprachbarrieren hinweg und hat Piet, der dahingehend noch scheu ist, wunderbar mitgerissen.
Die Mt. Hartman Bay ist gut gelegen. Man kann zu Fuß nach Westen in die Prickly Bay laufen oder nach Osten mit dem Dingi immer innerhalb der Riffe hinter Hog Island vorbei, durch die Woburn Bay bis in die Petit Calivigny Bay fahren.
Am Montag machten wir einen Spaziergang in die Prickly Bay. Piet freute sich über die vielen Echsen.
Sehr heiß war es! Aber der Strand in der Prickly Bay war wunderschön.
Den Dienstag nachmittag verbrachten wir auf Hog Island. Piet kam gar nicht aus dem Wasser raus, wir unterhielten uns mit Rhonda, Shawn, Chrissie, John und Marty.
Wir verabredeten mit Rhonda und Shawn, am Mittwoch vormittag in Le Phare Bleu in der Petit Calivigny Bay einzukaufen. Denn dort sollte es im Mini Market neuerdings frisches Obst und Gemüse geben. Einkaufen war hier so eine Sache. Entweder man musste weit fahren zum Supermarkt oder man kaufte das wichtigste in den Minimarkets der Häfen ein. Ab und zu kam jemand mit dem Auto, baute einen Tisch auf und verkaufte Obst, Gemüse und Brot. Das war auch eine Möglichkeit. Man konnte auch bei „The fast Manicou“ einkaufen. Das ist der Funkname von John, dem Akzent nach einem Amerikaner, der in der Mt. Hartman Bay an Bord wohnt und per Dinig Waren liefert – Bier, Cola, Limo, H-Milch, Milchpulver, Baked Beans und andere Dosen, Motoröl, 2-Takt-Öl, Klopapier, Schampoo, Weine und Befüllung von Gasflaschen hat er im Angebot. Bestellt wir per UKW-Funk und dann liefert er per Dingi ans Schiff. Fast schade, dass wir noch keinen Bedarf hatten.
Wir fuhren also mit der Turning-Points-Crew in die Calivigny Bay zum Einkaufen. Jaxson kam mit zu uns ins Dingi und die beiden Jungs saßen nebeneinander im Bug. Nach dem Einkaufen nutzten wir Erwachsenen noch das Internet. Wir hatten ja noch den Zugangscode, weil wir dort im Hafen gelegen hatten. Das war den Jungs zu langweilig und sie liefen am Strand los. Irgendwann hörten wir Jaxson rufen und sahen den kleinen blonden Schopf aus 4 m Höhe aus den Mangroven winken. Als die beiden von ihrem Ausflug zurückkamen, waren sie nass, schlammig, voller Ameisen, aber glücklich!
Mittwoch nachmittag kam eine Nachricht von der SY Finn, dass sie in Le Phare Bleu angekommen seien. Da saßen wir aber sofort wieder im Dingi und fuhren noch mal an diesem Tag in die Petit Calivigny Bay. Geistesgegenwärtig hatten wir noch die Taschenlampe eingesteckt, denn es war schon 16 Uhr, die Sonne ging immer gegen 18 Uhr unter. Riesen Wiedersehensfreude. Die Kinder sind zusammen durch den Pool gehüpft und wir Erwachsenen hatten sehr viel zu erzählen. Wir verabredeten, am nächsten Tag auf Venga zusammen Sylvester zu feiern. Und natürlich war es schon lange dunkel, als wir uns auf den Rückweg machten. Von Bucht zu Bucht, dicht an den Riffen, im Dunkeln und unter dem Sternenhimmel mit dem Schlauchboot zu fahren war schon wieder ein Abenteuer für sich. Und plötzlich platschte es, zappelte, Piet kreischte, Daniel rief – ein ca. 50 cm langer Flötenfisch war ins Dingi gesprungen. Daniel hielt den Fuß drauf und Eva konnte den Fisch greifen und wieder in sein Element befördern. Danach sprang noch einer fast ins Schlauchboot. Überall um uns sprangen die Fische aus dem Wasser. Da half nur eins – Taschenlampe aus. Später haben wir gelesen, dass Flötenfische immer genau in den Lichstrahl springen. Ja …
Am Sylvestertag war Steffi leider krank. Janna und sie blieben für Sylvester auf der SY Finn, aber Thomas und Finn durften trotzdem zum Feiern zu unss kommen. Wir hatten ein wunderschönes Anker-Sylvester mit Mahi Mahi, Campari Orange, Wunderkerzen, Leuchtkugeln und nachher einem schönen Feuerwerk an Land. Dabei hält man sich in Grenada nicht peinlich genau an 0 Uhr. Kann auch 0 Uhr 10 oder noch später sein. Steffi und Janna berichteten später, dass in Le Phare Bleu eine Sylvesterparty mit Lifemusik war. Und man hat Sabrina Francis erst ihr Lied zu Ende singen lassen, bevor das Feuerwerk dann eben auch etwas verspätet hochging. Da ist wohl typisch deutsch gedacht, dass das Feuerwerk um Punkt 0 Uhr zu starten hat.
Die nächsten beiden Tage arbeiteten wir am Boot. Eva bereitete die Heckplattform vor, damit wideer eine neue Holz-Badeplattform angebracht werden könnte. Daniel arbeitete am Wassermacher, der fast fertig installiert war.
Sonntag machten wir eine Inselrundfahrt. Nur wir drei und ein Guide. Das war sehr schön zu dritt. Wir unterhielten uns ungezwungen über das Leben auf Grenada und in Europa. Unser Guide erzählte uns, wie sein Holzhaus damals bei Hurricane Ivan in Sekunden über seinem Kopf weggeweht wurde, wie und vielleicht warum die Amerikaner damals in Grenada die Militär-Diktatur beendeten und dass er außerdem professioneller Hochseefischer ist, wenn er am Wochenende Zeit dafür findet. Wir haben ihn auch gefragt, wie die Leute die Preise im Supermarkt bezahlen können. Er erzählte, dass die meisten zum Großteil aus ihren Gärten leben und gar nicht so viel kaufen. Mini Farming heißt das auf neudeutsch und ist hier schon immer üblich. Überall sahen wir Obstbäume und Gemüse, eine Gruppe Jungs auf Leguanjagd und Ziegen, die am Straßenrand zum Weiden angebunden waren.
Neben dem Reichtum der Natur fuhren wir aber auch durch sehr arme Orte, in denen wir nicht alleine zu Fuß unterwegs sein wollten. Es gab reiche Orte, einsame Täler, den geschützen Regenwald im Herzen der Insel und einen Kratersee.
Höhepunkt der Rundfahrt war eine kleine Wanderung zu den Concord Falls, Wasserfällen mitten im Urwald. Wir hatten inzwischen sogar 2 Guides. Eine Freundin unseres Guides war in St. George steckengeblieben, weil irgendwie keine Busse fuhren.
Mit unserem Einvernehmen sammelten wir sie auf. Für uns war das eine Bereicherung, eine echte Win-Win-Situation. Wir gingen also zu fünft auf einem Trampelpfad in den Regenwald.
Immer wieder mussten wir den Fluss durchqueren. Für Piet war es ein Abenteuer, immer wieder über Steine zu balancieren oder direkt durchs Wasser zu laufen.
Wir liefen durch sattes feuchtes Grün, rechts und links gab es kleine Terassen-Felder, die fast nahtlos in den Urwald übergingen. Unsere Guides zeigten uns unter anderem Ingwerbüsche, Nelkenbäume, Muskatbäume, Kakaobüsche, Brotfruchtbäume und wir probierten zum ersten Mal in unserem Leben einen Golden Apple.
Piet kam kaum noch voran, nachdem er Mimosen kennengelernt hatte. Ständig blieb er stehen um sie anzufassen und sich über das Einklappen der Blätter zu freuen.
Der eigentliche Wasserfall war auch schön, aber uns hatte vor allem der Weg dorthin begeistert. Piet badete im Pool unter dem Fall, fand es aber schnell zu kalt. Er war ja den 29 Grad warmen Atlantik gewohnt.
Natürlich kauften wir auch Muskatnüsse, Grenadas Wahrzeichen. Die Früchte sind auch einfach schön und nicht umsonst mit auf der Flagge Grenadas zu sehen.
Nach 6 Stunden Rundfahrt und Wanderung waren wir dann zufrieden, wieder zu Hause an Bord von Venga zu sein.